Weitere Informationen zum Workshop finden Sie hier. Einzelheiten zu den Tutorials an dieser Stelle. Die Abstracts der Vorträge und der Poster werden hier in wenigen Tagen zu finden sein.
Das vollständige Programm als PDF finden Sie hier: agcaa_dresden2015
Freitag, 6.2.2015
ab 10:00 h | Registrierung geöffnet | |
11:00 h | 1. Führung (45 Min.) durch das Landesamt in Dresden | Anmeldung erforderlich, max. Teilnehmerzahl: 20 |
12:00 h | 2. Führung (45 Min.) durch das Landesamt in Dresden | Anmeldung erforderlich, max. Teilnehmerzahl: 20 |
13:00 h | Begrüßung | |
13:15 h | Thomas Reuter
3D-Monitoring – 3D-Scanner in der Holzrestaurierung
Die 3D-Funddokumentation ist im Landesamt für Archäologie Sachsen ein etabliertes Arbeitsgebiet. Durch die Ausgrabung des neolithischen Brunnens von Altscherbitz im Jahr 2008 wurde die Anwendung mit der Aufnahme von Nasshölzern auf organisches Material erweitert. Der dabei entwickelte Arbeitsablauf von Bergung, Reinigung, 3D-Scan und Konservierung ist die Grundlage für die Digitalisierung von mittelalterlichen Holzfunden. Das seit 2012 laufende EU-geförderte Ziel3-Projekt ArchaeoMontan untersucht den mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge und Nord¬böhmen des 12. und 13. Jh. Das deutsch-tschechische Projekt begann nach der Entdeckung zweier mittelalterlicher Bergwerke des 12. Jh. im Osterzgebirge. Die Umwelteinflüsse in den Bergwerksstollen sind gekennzeichnet durch eine konstant niedrige Temperatur und hohe Luftfeuchte oder wassergesättigte Bedingungen. Diese Bedingungen und die Tatsache, dass die Bergwerke seit dem Mittelalter nicht wieder befahren wurden, führen zu sehr gut erhaltenen Holzfunden. Bis heute sind mehr als 1000 einzelne Holzfunde unterschiedlicher Größe geborgen worden und für die Konservierung vorgesehen.
Der Vortrag stellt den Arbeitsablauf der Konservierung und 3D-Dokumentation großer Fundmengen an Nasshölzern vor. Dies beinhaltet die Bergung, die Reinigung, das Scannen und die Konservierung in Polyethylenglycol 2000 sowie die Gefriertrocknung. Die 3D-Dokumentation ist ein wichtiger Punkt auf mehreren Ebenen des Workflows. Die Digitalisierung direkt nach der Bergung und vor der Konservierung dokumentiert den fundfrischen Zustand und erlaubt die wissen¬schaftliche Arbeit am 3D-Modell während der lang andauernden Tränkung. Nach der Gefriertrocknung ist es nun möglich, durch einen weiteren 3D-Scan die Dimensions¬veränderung des einzelnen Holzfundes in Abhängigkeit vom Erhaltungszustand mittels 3D-Vergleich zu bestimmen. |
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13:40 h | Alexander Gatzsche, Irene Pamer
Low-Cost but High Quality – 3D-Druck-Technologien für die archäologische Restaurierung
Die Technologie zur Erfassung, Verarbeitung und Ausgabe von digitalen drei-dimensionalen Informationen findet seit einigen Jahren eine verstärkte Anwendung im musealen sowie archäologischen Kulturfeld. Insbesondere für die Restaurierung von Objekten bietet die Technologie neben ihrem dokumentarischen Wert auch andere Vorteile für den Restaurator / die Restauratorin als Basis für weitere Arbeiten, wie das Erstellen von Kopien und Aufstellern. Dass dies darüber hinaus nicht nur innerhalb von finanzstarken Einzelprojekten, sondern auch unter Verwendung von Low-Cost-Produkten und OpenSource-Programmen möglich ist, die auch für den/die freiberuflich tätige(n) Restaurator(in) und ohne qualitative Einbußen zugänglich sind, soll der folgende Vortrag zeigen. Neben der Kopie von Objekten, die ansonsten zu fragil (Beispiel aus dem Brandenburgischen Landesmuseum), oder für eine Ausleihe nicht transportfähig wären (Oriental Institute, Chicago; Museum of Fine Arts, Boston), sollen die Möglichkeiten und Chancen des 3D-Drucks für die Restaurierung von Objekten anhand einer meroitischen Doppelstatue aus dem Sudan, welche unter modernen restauratorischen und konservatorischen Anforderungen in Prag restauriert wurde, kurz vorgestellt und diskutiert werden. Darüber hinaus wird der Vortrag durch einen Ausblick auf die Anwendungsmöglichkeiten des FDM-3D-Drucks in der Restaurierung ergänzt. Dabei wird kurz vorgestellt, in wie weit sich Kunststofffilamente, die für das Fused Depostion Modelling (FDM) genutzt werden, in ihrer Materialverträglichkeit auch für den musealen Gebrauch eignen könnten. Im Vordergrund steht dabei die praktische Umsetzung von virtuellen 3D-Modellen für Objektergänzungen, Stützkonstruktionen und auch Transportverpackungen. Derzeit wird dieses Thema von der Vortragenden an der HTW Berlin unter der Aufsicht von Prof. Dr. Alexandra Jeberien in einer Masterarbeit untersucht.
Der Vortrag soll zur Diskussion und Ideensammlung über weitere Chancen und Verbesserungen anregen, um eine bessere Implementierung von 3D-Druck-Technologien für die Archäologie und in der Restaurierung zu ermöglichen. |
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14:05 h | Thomas P. Kersten, Martin Segschneider, Astrid Tummuscheit
Das Tor zum Wikingerreich – 3D-Dokumentation des Danewerkes durch terrestrisches Laserscanning, Panoramafotographie und UAV-Aufnahmen
Das Danewerk war über Jahrhunderte die südliche Grenzbefestigung des dänischen Reiches. Es bestand aus Wällen, Gräben und Mauern und riegelte den Weg von Süden nach Norden über die jütische Halbinsel ab. Im Laufe seiner Geschichte wurde das Danewerk mehrmals ausgebaut und erweitert. Ein besonders aufwendiger Ausbau erfolgte im 8. Jh. n. Chr. in Form einer Feldsteinmauer im Hauptwall. Diese aus geschätzt etwa 20 Millionen Feldsteinen bestehende Mauer war etwa 3 m hoch, ebenso breit und wahrscheinlich über 5 km lang. Im späten 12. Jh. erfolgte schließlich der letzte mittelalterliche Ausbau im Hauptwall des Danewerks. König Waldemar der Große veranlasste die Errichtung einer Ziegelmauer, die ursprünglich mehr als 5 m hoch und nahezu 5 km lang war. Ausgrabungen durch das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) in den Jahren 2010 und 2011 führten zur Entdeckung eines Tores durch die Feldsteinmauer. Auch das östliche Ende der Waldemarsmauer konnte nachgewiesen werden. Die Ziegelmauer beginnt wenige Meter westlich des Tores und erstreckt sich von dort etwa 5 km nach Westen. Mittels 3D-Laserscanning wurde das Steinwerk erstmals im November 2010 dokumentiert. 2013 konnten die Ausgrabungen durch das ALSH gemeinsam mit dem dänischen Museum Sønderjylland Arkæologi Haderslev fortgesetzt werden. Die bis zu 5 m hohen Profile und Steinbauten erfordern besondere Dokumentations¬techniken. Im November 2013 wurde eine weitere Dokumentation der Ausgrabung durch 3D-Laserscanning, Panoramafotografie und durch Luftbilder von einem Quadrokopter vorgenommen. Als Ergebnisse wurden 3D-Modelle aus Laser¬scanning-Daten und aus Luftbildern, Orthophotos aus den Scandaten und eine virtuelle Tour aus den Panoramen zur Dokumentation des ausgegrabenen Danewerk-Tores erstellt.
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14:30 h | Karin Göbel
3D nicht nur für neue Daten: Höhen und Tiefen bei der Neubearbeitung von alten Grabungsdokumentationen im GIS
Geografische Informationssysteme haben sich in der Archäologie zu einem mächtigen Werkzeug entwickelt. Besonders die Visualisierung und Analyse im dreidimensionalen Raum unter Berücksichtigung der zeitlichen Komponente hat für die Arbeit mit GIS in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. In einem virtuellen Raum besteht jetzt die Möglichkeit, die durch Ausgrabung unwiederbringlich zerstörten Fundumstände zu rekonstruieren. Darüber hinaus erlaubt ein GIS, die Objekte mit wichtigen Zusatzinformationen zu verknüpen. Rekonstruktionen von baulichen Strukturen können auf diese Weise innerhalb der dokumentierten Befunde erfolgen und zur Diskussion gestellt werden. So war es z. B. auf Grundlage der analogen Grabungsdokumentation eines sehr gut erhaltenem Kammergrabes aus der Völkerwanderungszeit in Poprad-Matejovce/Slowakei möglich, nicht nur die 3D-Rekonstruktion des Befundes, sondern auch die verschiedenen Phasen seiner Beschädigungen und der Ablauf der Beraubung vor mehr als tausend Jahren zu ermitteln.
Die Erfassung älterer Grabungsdokumentationen im GIS bedeutet häufig eine besondere Herausforderung an den Bearbeiter. Detektivische Fähigkeiten sind gefragt, um doch noch eine räumliche Zuordnung der Daten zu ermöglichen. Die Profilzeichnungen und Höhen- bzw. Tiefenangaben von Fundobjekten und Fundschichten in der Dokumentation sind wichtige Grundlagen für spätere Analysen auch im dreidimensionalen Raum. Häufig erfolgt die Lageangabe von Fundgegenständen nach Grabungsschichten und Planquadraten. In diesem Fall kann die Fundverteilung pro Planquadrat in unterschiedlichen Schichten mit extruierter Schichtdicke und einer entsprechenden Symbolik für die Anzahl je Fundgruppe in 3D visualisiert werden. Zusammen mit den aufgerichteten Profilzeichnungen und den Daten aus der Umgebung ergibt sich auf dieser Basis eine völlig neue Sicht auf den Fundplatz. Eventuelle Sekundärverlagerungen des Fundmaterials können besser erkannt und in die Analysen einbezogen werden. Bei unterschiedlicher Datenaufnahme ist es notwendig, die Genauigkeit auf den größten gemeinsamen Nenner zu bringen, um danach umfassende Analysen zu ermöglichen. An verschiedenen Grabungsdokumentationen wie z. B. an einigen mesolithischen und neolithischen Begräbnisplätzen in Estland wird gezeigt, welche Bearbeitungsmöglichkeiten je nach Datengrundlage gibt, welche Vorteile die konsequente Zusammenführung sämtlicher vorhandener Daten eines Untersuchungsraumes bietet und dass 3D nicht nur für moderne Grabungsdokumen¬tationen interessant ist. |
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14:55 h | Jörg Nowotny
3D-Scan und GIS – eine starke Kombination
Geografische Informationssysteme haben sich in der Archäologie zu einem mächtigen Werkzeug entwickelt. Besonders die Visualisierung und Analyse im dreidimensionalen Raum unter Berücksichtigung der zeitlichen Komponente hat für die Arbeit mit GIS in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. In einem virtuellen Raum besteht jetzt die Möglichkeit, die durch Ausgrabung unwiederbringlich zerstörten Fundumstände zu rekonstruieren. Darüber hinaus erlaubt ein GIS, die Objekte mit wichtigen Zusatzinformationen zu verknüpen. Rekonstruktionen von baulichen Strukturen können auf diese Weise innerhalb der dokumentierten Befunde erfolgen und zur Diskussion gestellt werden. So war es z. B. auf Grundlage der analogen Grabungsdokumentation eines sehr gut erhaltenem Kammergrabes aus der Völkerwanderungszeit in Poprad-Matejovce/Slowakei möglich, nicht nur die 3D-Rekonstruktion des Befundes, sondern auch die verschiedenen Phasen seiner Beschädigungen und der Ablauf der Beraubung vor mehr als tausend Jahren zu ermitteln.
Die Erfassung älterer Grabungsdokumentationen im GIS bedeutet häufig eine besondere Herausforderung an den Bearbeiter. Detektivische Fähigkeiten sind gefragt, um doch noch eine räumliche Zuordnung der Daten zu ermöglichen. Die Profilzeichnungen und Höhen- bzw. Tiefenangaben von Fundobjekten und Fundschichten in der Dokumentation sind wichtige Grundlagen für spätere Analysen auch im dreidimensionalen Raum. Häufig erfolgt die Lageangabe von Fundgegenständen nach Grabungsschichten und Planquadraten. In diesem Fall kann die Fundverteilung pro Planquadrat in unterschiedlichen Schichten mit extruierter Schichtdicke und einer entsprechenden Symbolik für die Anzahl je Fundgruppe in 3D visualisiert werden. Zusammen mit den aufgerichteten Profilzeichnungen und den Daten aus der Umgebung ergibt sich auf dieser Basis eine völlig neue Sicht auf den Fundplatz. Eventuelle Sekundärverlagerungen des Fundmaterials können besser erkannt und in die Analysen einbezogen werden. Bei unterschiedlicher Datenaufnahme ist es notwendig, die Genauigkeit auf den größten gemeinsamen Nenner zu bringen, um danach umfassende Analysen zu ermöglichen. An verschiedenen Grabungsdokumentationen wie z. B. an einigen mesolithischen und neolithischen Begräbnisplätzen in Estland wird gezeigt, welche Bearbeitungs¬möglichkeiten je nach Datengrundlage gibt, welche Vorteile die konsequente Zusammenführung sämtlicher vorhandener Daten eines Unter¬suchungs¬raumes bietet und dass 3D nicht nur für moderne Grabungsdokumen¬tationen interessant ist. |
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15:20 h | Postersession (Abstracts der Poster siehe unten) | |
15:30 h | Pause | |
16:10 h | Felix Tschirschwitz, Thomas P. Kersten, Kay Zobel
Interaktive 3D-Visualisierung von archäologischen Objekten mit einer Game Engine und Low-Cost-Systemen
Für die interaktive Visualisierung texturierter 3D-Modelle von archäologischen Fundstücken und Grabungen wird die moderne Spiele-Engine Unity mit Low-Cost-Betrachtungssystemen eingesetzt. Hierbei werden an der HCU Hamburg erstellte und texturierte Modelle oder Punktwolken in einem Viewer so dargestellt, dass man sich als Betrachter wie bei einem Computerspiel durch die virtuelle Welt bewegen kann. Der Blickwinkel kann vom Anwender selbst gewählt werden, um so einen virtuellen Rundgang in der entsprechenden Grabung bzw. um das Fundstück zu ermöglichen. Für die realistischen 3D-Darstellungen werden Low-Cost-Hardware-Komponenten wie 3D-Monitore oder Smartphones genutzt. Auf einem Android-Smartphone, das mit einer speziellen Halterung als Head-Mounted-Display (HMD) genutzt wird, werden die Daten mit einer entsprechenden App dargestellt. Die Inertialsensoren des Telefons werden dabei für das Headtracking genutzt. Um Bewegungen des Betrachters in den visualisierten 3D-Daten auszulösen bzw. zu steuern, kommen unterschiedliche Steuerungssysteme (Controller) zum Einsatz, die bei klassischen Spielkonsolen oder als PC-Zubehör off-the-shelf Verwendung finden (z.B. Sony Dualshock 3 & Microsoft Kinect). Aktuell werden auf unterschiedlicher Hardware polygonisierte 3D-Modelle im FBX-Format verarbeitet und visualisiert, während zur Darstellung von farbigen Punktwolken die Daten im ASCII-Format PLY (mit XYZRGB) auf Basis von DirectX 11 verwendet werden. Am Beispiel von Keramiken aus Al Zubarah, Katar und Architekturfragmenten aus Yeha, Äthiopien wird das Potential dieser Low-Cost-Systeme zur interaktiven 3D-Visualisierung für archäologische und auch museale Anwendungen aufgezeigt. Dabei lassen sich kleinere Objekte und auch ganze Grabungsschnitte durch stereoskopische Verfahren mit solchen Low-Cost-Systemen darstellen. Durch diese sehr immersive Darstellung können tiefere Einblicke in die Materie gewonnen werden und weitere Daten wie Fotos besser mit dem Objekt verknüpft werden. Während alle archäologischen Fundstücke aus rechtlichen Gründen im Land bleiben, können deren detaillierte 3D-Modelle auch an anderen Orten interaktiv betrachtet und für wissenschaftliche Zwecke analysiert werden. Besonders vorteilhaft erweist sich diese Darstellung für die Analyse von Befunden archäologischer Grabungsschnitte, die aus konservatorischen Gründen wieder verfüllt wurden.
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16:35 h | Florian Tubbesing
3D-Visualisierungen in der Archäologie – Forschungsgeschichte, Methoden, Wissenschaftlicher Nutzen
Der Vortrag soll Einblicke in eine laufende MA-Arbeit geben, die sich zurzeit am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters sowie am eScience-Center der Universität Tübingen in Arbeit befindet.
Die dreidimensionale virtuelle Repräsentation von Artefakten, Befunden und ganzen Ausgrabungen ist nicht erst in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen und viel beachteten Dokumentations- und Präsentationsmöglichkeit für die Archäologie geworden, sondern erlebte in den vergangenen dreißig Jahren schon die ein oder andere Blütezeit. Ein endgültiger Durchbruch und eine feste Verankerung der hierzu benötigten Werkzeuge in der archäologischen Forschung konnte bisher jedoch nicht erreicht werden. Somit muss auch an die heute verwendeten Verfahren die Frage gestellt werden, ob es sich bei ihnen lediglich um eine temporäre Mode oder aber um einen dem technischen Fortschritt zu verdankenden richtungsweisenden Durchbruch handelt. Zudem ist zu hinterfragen, inwiefern sich die Fragestellungen, die Herangehensweisen, aber auch die Anforderungen an die 3D-Dokumentation damals und heute unterscheiden. Darüber hinaus soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit die Methoden und die daraus erzielten Ergebnisse tatsächlich – über die reine Visualisierung hinaus – zu einem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn geführt haben bzw. führen können. Als Basis für die forschungsgeschichtliche Analyse werden die in den Proceedings der CAA seit 1973 publizierten Beiträge zur Entwicklung und zum Einsatz der angesprochenen Methoden herangezogen und diskutiert. Ergänzt werden sollen diese Betrachtungen durch einen Einblick in die 3D-Methoden, die sich an der Universität Tübingen und am Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg im Einsatz befanden und befinden. Auf Grundlage der forschungsgeschichtlichen Aufarbeitung der 3D-Anwendungen in der Archäologie soll in einem zweiten Schritt diskutiert werden, wie eine bessere Integration der 3D-Dokumentation in den Forschungsprozess gelingen kann und welche Schritte hierzu notwendig sind. Diese Untersuchung wird an zwei Fallbeispielen durchgeführt. Zunächst soll der Versuch unternommen werden, eine gut dokumentierte, bereits abgeschlossene Grabung noch nachträglich anhand von Fotografien, Plänen und Vermessungsdaten in eine dreidimensionale Forschungsumgebung zu überführen. Zum Einsatz sollen hier Structure from Motion sowie ein Geoinformationssystem kommen. Im Vordergrund dieser Untersuchung werden besonders die Durchführbarkeit sowie der Aufwand und der erzielte wissenschaftliche Nutzen stehen. In einem zweiten Schritt werden die Arbeiten auf einer aktuellen Grabung mit dreidimensionalen Dokumentationswerkzeugen unterstützt. Anschließend werden mit den WissenschaftlerInnen der tatsächliche Nutzen dieser Werkzeuge für ihren Prozess des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns und die mögliche Integration in die Arbeitsabläufe der Dokumentation eingehend diskutiert. Aufgrund der häufig noch nicht standardisierten Datenformate für digitale 3D-Objekte erscheint es notwendig, an dieser Stelle die Problematik der Datennachhaltigkeit eingehend zu diskutieren und einen Vorschlag für eine nachhaltige Dokumentation vorzustellen. Der Fokus des Vortrages wird auf dem ersten angesprochenen Themenkreis liegen, während im zweiten Abschnitt lediglich ein Ausblick erfolgen kann. |
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17.00 h | Vorstellung der Online-Publikationsplattform der AG CAA | |
17.15 h | Mitgliederversammlung der AG CAA | |
ca. 19.30 h | Möglichkeit zum gemeinsamen Abendessen (Selbstzahler) Landgasthof Köhlerhütte in Dresden-Weixdorf |
Samstag, 7.2.2014
ab 8:30 h | Registrierung geöffnet | |
9:15 h | Martina Trognitz, Felix Schäfer, Maurice Heinrich
„Ich kann die Datei nicht öffnen“
Das Zitat des Vortragstitels ist im Umgang mit digitalen Daten keine Seltenheit. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von der Verwendung spezieller Programme bis hin zu veralteten Dateiformaten. Die praktischen Auswirkungen sind oft zeitraubend, und im schlechtesten Fall sind Informationen unwiederbringlich verloren.
Die Wurzeln des Problems sind oftmals in fehlenden Kompetenzen für den nachhaltigen Einsatz von IT sowie in kaum vorhandenen, fachspezifischen Strukturen, Standards und Verfahrensweisen für den Umgang mit digitalen Daten begründet. Auch das Bewusstsein für die Nachnutzung von digitalen Daten, sei es zu einem späteren Zeitpunkt durch die Autoren selbst oder zeitgleich durch andere Personen, ist häufig kaum ausgeprägt. Die „IT-Empfehlungen für den nachhaltigen Umgang mit digitalen Daten in den Altertumswissenschaften“, die durch das Forschungsdatenzentrum IANUS heraus¬gegeben werden, versuchen diese Lücke durch die Formulierung von minimalen Standards zu füllen. In idealtypischer Weise werden die verschiedenen Phasen bei Forschungsvorhaben beschrieben: von der Projektkonzeption über die Antrag¬stellung, Durchführung und Analyse, Publikation und Präsentation bis zur lang¬fristigen Archivierung und Bereitstellung. Für die Nachnutzbarkeit und Langzeitarchivierung werden geeignete Datenformate empfohlen sowie Hintergrund¬informationen und Praxisbeispiele gegeben. Dabei richten sich die IT-Empfehlungen sowohl an erfahrene Anwender als auch an Einsteiger, was spezielle Anforderungen an die Aufbereitung der Inhalte zur Folge hat. Diese sollen im Idealfall von unterschiedlichen Experten verfasst werden, so dass die konkreten Empfehlungen einerseits auf den praktischen Erfahrungen der Autoren beruhen und andererseits aber auch von möglichst vielen Spezialisten mitgetragen werden. In dem Vortrag sollen das „Warum?“ der IT-Empfehlungen näher thematisiert, die Gesamtstruktur vorgestellt und an einem Praxiskapitel zu 3D-Daten die Verwendung konkret beschrieben werden. Darüber hinaus wird erläutert, was es zu beachten gibt, wenn Experten selbst Beiträge zu den IT-Empfehlungen formulieren wollen. Abschließend wird diskutiert, wie die Inhalte innerhalb der Fachcommunity – vom Erstsemester bis hin zum etablierten Wissenschaftler – weiter verbreitet und gemeinsam weiter entwickelt werden können. |
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9:40 h | Marta Korczyńska, Klaus Cappenberg
DGPS-gestützte Einzelfundeinmessung: Eine Möglichkeit zur Rekonstruktion von Urnengräbern der Lausitzer Kultur?
Im Rahmen des von der Alexander von Humboldt-Stiftung geförderten Projektes „Studien zum neolithischen und bronzezeitlichen Siedlungs- und Wirtschaftswesen im Vorfeld der polnischen Westkarpaten“ (Professor T. L. Kienlin/Köln, Professor P. W. Valde-Nowak/Kraków) wurde im Jahr 2011 die durch die polnische Landes¬aufnahme (AZP) u. a. zeitlich als spätbronzezeitlich angesprochene Fundstelle Janowice 44 (AZP 106-65/103) als ein Gräberfeld der Lausitzer Kultur identifiziert. Hatte es nach den verifizierenden Feldbegehungen und der geomagnetischen Prospektion zunächst den Anschein gehabt, es handele sich um eine spätbronze-/früheisenzeitliche Siedlung, zeigte die im Sommer 2011 durchgeführte Ausgrabung schnell den Irrtum und förderte ein Gräberfeld zu Tage, dessen Keramikinventare im Löss nur aufgrund der räumlichen Bezüge als Befunde erkennbar waren –Verfärbungen der Grabgruben konnten kaum dokumentiert werden.
Aufgrund der Lage in der stark reliefierten, ackerbaulich genutzten Vorgebirgszone der polnischen Westkarpaten (Powiat Tarnów, Rożnower Hügelland, Kleinpolen) ist von einem starken Erosionsgrad auszugehen. U. a. aus diesem Grund sind Urnen¬gräberfelder im Untersuchungsgebiet eher selten und ihr analytisches Potential ist stark begrenzt. Neben den Urnengräbern wurde auch eine große Struktur, die im Magnetogramm sichtbar war und deren Funktion bzw. Typ zunächst fraglich war, in künstlichen Schichten ausgegraben. Dabei ließen sich viele Knochenfragmente und Scherben dokumentieren, die auf mehrere durch einen Baumwurf gestörte Gräber hindeuteten, wie u. a. die Kombination von Korrespondenz- und Netzwerkanalyse der Keramik zeigte. Aufgrund der gewählten Ausgrabungsmethode konnte diese These räumlich nur unzureichend unterstützt werden. In der Sommerkampagne des Jahres 2014 wurde auf modernstes Vermessungs¬equipment in Form eines Differential-GPS der Firma Ashtech zurückgegriffen, welches über die Echtzeitkorrekturen der kleinpolnischen Landesvermessung eine Messgenauigkeit von 1-2 cm (Radius) im Messmodus RTK gewährleistete. Mit diesem Gerät wurden die Scherbenfragmente zweier weiterer potentieller Baumwürfe per Einzelfundeinmessung erfasst und ihre technologisch-typologischen Aspekte in einer Datenbank festgehalten. Die Keramik, die geborgen wurde, deutete auf weitere zerstörte Gräber hin. Im Vortrag sollen verschiedene Ansätze, die gemessenen „Punktwolken“ zu interpretieren, vorgestellt werden. Es soll gezeigt werden, dass die dreidimensionale Darstellung des Messbildes die Rekonstruktion der Grabausstattung insoweit hinreichend ermöglicht, als dass ohne Einzelfundeinmessung und die damit gewonnenen räumlichen Lagebezüge über die Minimalanzahl und Zusammen¬setzung der zerstörten Gräber nur spekuliert werden kann und diese für die Gräberfeldanalyse, insbesondere für die Erstellung einer Horizontalstratigrafie, verloren wären. |
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10:05 h | Sophie Schmidt
GIS-gestützte siedlungsarchäologische Analyse auf Befundebene – work in progress
In dem Vortrag wird der Stand meiner Masterarbeit vorgestellt, deren Arbeitstitel „Siedlungsarchäologische Untersuchung in einem Abschnitt der B6n um Köthen“ lautet. Die siedlungsarchäologischen Fragestellungen beziehen sich auf räumliche Beziehungen von Siedlungen und Gräberfeldern zueinander wie auch auf die Beziehungen dieser zur Landschaft. Typische Standortfaktoren wie Entfernung zu Wasserstellen, Höhenlage, Hangausrichtung u. ä. werden diachron (zeitlich begrenzt auf den Zeitraum zwischen dem Mittelneolithikum und der frühen Eisenzeit) und ohne Prädefinition von Fundstellen anhand der bekannten Befunde im Arbeitsgebiet durchgeführt. Dabei wird einerseits das „site“-Konzept diskutiert und andererseits versucht, die ursprünglichen Zusammengehörigkeiten der Befunde wieder aufzu¬decken. Kontinuitäten und Diskontinuitäten, Besiedungsdichte und kleinräumige Verlagerungen werden mit üblichen GIS-Methoden wie Clusteranalysen und Puffer¬zonen untersucht. Neben der Betrachtung von Standortfaktoren ist die Vorher¬sagbarkeit der Befunde des Transekts aufgrund der bekannten Fundstellen in den Ortsakten eine bodendenkmalpflegerisch interessante Fragestellung.
Da der Vortrag vor Abschluss der Arbeit stattfinden wird, sollen weniger Ergebnisse vorgetragen, als methodische Fragen diskutiert werden. Die Ausgrabungsdaten des Transekts stehen der Bearbeiterin als shape-Dateien und als Access-Datenbanken zur Verfügung, zusätzlich werden Ortsaktenfundstellen in einem Radius von 3 km in die Analyse einfließen. Es liegen sowohl historisches Kartenmaterial wie auch Kartierungen von Bodengüte, Höhendaten und deren Ableitungen vor. Kernthema des Vortrags wird der Umgang mit der unterschiedlichen Auflösung der Daten sein: zeitlich, räumlich wie auch bzgl. der Genauigkeit der Angaben variieren die einbezogenen Daten erheblich. |
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10:30 h | Pause | |
10:55 h | Martin Hinz
Fünf Jahre Datenbank des DFG Projekt Eythra – Konzepte, Erfahrungen, Lehren
Seit 2009 werden im Rahmen eines gemeinsamen DFG-Projektes des Landesamtes für Archäologie und der Professur für Ur- und Frühgeschichte der Universität Leipzig die Ausgrabungen der bandkeramischen Siedlung Eythra im Braunkohlentagebau Zwenkau, Lkr. Leipzig ausgewertet. Diese Aufteilung auf zwei Standorte, aber auch die Tatsache, dass unterschiedliche Bearbeiter gleichzeitig mit den Daten arbeiten können sollten, machte eine zentrale Serverlösung unumgänglich. Wir entschlossen uns dabei, gleich auf eine webbasierte Lösung zu setzen. |
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11:20 h | Simone Klumpp
Möglichkeiten der quantitativen Erfassung von Merkmalen in Dünnschliffen – Erste Ergebnisse und deren Bewertung
Mikromorphologische Untersuchungen sind eine wichtige Ergänzung für archäologische und geoarchäologische Fragestellungen. Sie erlauben es, minera¬lische und organische Bestandteile in ihrem räumlichen Kontext zu erfassen, Sediment¬umlagerungs- von Akkumulationsprozessen zu unterscheiden und stratigraphische Fragen zu klären. Ebenso ist es möglich, taphonomische Prozesse oder Klimasignale zu studieren. Mit der quantitativen Erfassung von Merkmalen in Dünnschliffen können diese auf ihre Repräsentativität innerhalb eines Horizontes oder Profils überprüft werden.
Für die Bestimmung und Quantifizierung einzelner Bestandteile in Dünnschliffen wurde ein semiautomatisches Klassifikationsverfahren entwickelt. Mit Hilfe dieses Verfahrens gelingt bereits die zuverlässige Erfassung des Porenvolumens, des Quarz- bzw. Quarzitanteils, von Carbonaten, Knochen, Eisen- oder Manganpartikeln und die Bestimmung der Grundmasse. Neben Flächenanteilen, Längs- und Querachsen dieser Merkmale ist auch die Erfassung der räumlichen Orientierung der Merkmale möglich. Die für das Klassifikationsverfahren verwendete Software Feature Analyst® für ArcGIS kombiniert dabei gleich mehrere Vorteile: neben der Praktikabilität und allgemeinen Anwenderfreundlichkeit sind vor allem die Kombinationsmöglichkeit verschiedener Bildinformationen aus mehreren Bildern gleichzeitig entscheidend, sowie die Stapelverarbeitung (Batch Processing). Für die mikromorphologische Analyse bedeutet dies, dass die Bildinformationen verschiedener Polarisationsfilter direkt kombiniert werden können. Diese Kombi¬nations-möglichkeit ermöglicht eine zuverlässige Bestimmung einzelner Bestandteile, wie beispielsweise das tatsächliche Porenvolumen oder der Anteil an Knochen oder Quarzen im Dünnschliff. Zusätzlich zeigt sich in ersten Tests bei einer hohen Anzahl von Dünnschliffen eine große Zeitersparnis mit der semiautomatischen Erfassung im Vergleich zur optischen Zählung und Erfassung unter dem Mikroskop. In diesem Vortrag sollen die Ergebnisse der Testphase vorgestellt werden. Hierfür werden die Ergebnisse des Klassifikationsverfahrens an 40 Dünnschliffen der manuellen Erfassung gegenübergestellt und deren Genauigkeit diskutiert. Die Dünnschliffe stammen aus aktuellen Forschungsprojekten im Rahmen des SFB 806 der Universität zu Köln und können daher im archäologischen Kontext beleuchtet werden. Interpretationsansätze lassen sich somit direkt verifizieren oder falsifizieren. An ausgewählten Beispielen soll gezeigt werden, welche Interpretationsmöglichkeiten die quantitative Erfassung von Dünnschliffen bezüglich taphonomischer Veränderungen, dem Sedimentationsmilieu oder der Detektion von Klimasignalen bietet. Die semiautomatische Klassifikation von Dünnschliffen hat das Potential, die Auswertung der Mikromorphologie zuverlässiger zu gestalten. |
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11:45 h | Georg Roth
Neues von den Korrespondenzanalysen: nicht-symmetrische CA als Deutungshilfe für multivariate Kausalzusammenhänge
In der Regel werden die Merkmalskombinationen zweier nominaler Merkmale (Gruppierungsmerkmale) nur mit einer Kreuztabelle ausgewertet. Wenn nun die unterschiedlichen Ausprägungen des einen Merkmals Ursachen für die unter¬schiedlichen Ausprägungen des anderen Merkmals darstellen, ist eine solche Kreuztabelle alleine nicht befriedigend. Gibt es darüber hinaus eine Möglichkeit, den ursächlichen Zusammenhang (Prognosegüte) zwischen den Ausprägungen des einen und des anderen Merkmals für die gesamte Tabelle gleichzeitig zu bewerten und darzustellen?
Der Vortrag stellt anhand eines Datensatzes (Kreuztabelle) von mittelholozänen Steinartefakten aus der Ostsahara eine neue Methode für dieses Problem vor: die einfache nicht-symmetrische Korrespondenzanalyse (engl. non-symmetric correspondence analysis, abgekürzt NSCA). Das “nicht-symmetrisch” bezieht sich auf die unterschiedliche Behandlung von Spalten und Zeilen und ist der einzige Unterschied zur allseits bekannten einfachen Korrespondenzanalyse (CA). Im Beispiel geht es darum: wie gut kann man anhand des zahlenmäßigen Auftretens verschiedener Gerätetypen (Spalten = Ausprägungen des ursächlichen Nominal¬merkmals ‘Gerätetyp’) die Zugehörigkeit der Inventare zu den einzelnen Zeitstufen (Zeilen = Ausprägungen des abhängigen Nominalmerkmals ‘Zeitstufe’) abschätzen (prognostizieren)? Der Vortrag stellt an diesem Beispiel Grundlagen, Anwendung, Ergebnisdeutung und Problematik der NSCA vor. So wird klar, welche Daten-grundlage eine NSCA benötigt und wie im Ergebnisdiagramm – einem von der einfachen CA bekannten Biplot – die Abstände zwischen den als kausal und den als abhängig angesehenen Ausprägungen zu deuten sind. Die NSCA ist nicht eigentlich neu: sie wurde in den letzten Dekaden v. a. in Italien entwickelt, allerdings von der englischsprachigen Methodendiskussion weitgehend übergangen. Vermutlich werden die NSCA und ihr verwandte Verfahren für Ordinalmerkmale deshalb (m. W.) bisher nicht in der deutschsprachigen Archäologie verwendet. In einem Ausblick wird daher noch ein kursorischer Überblick über diese weiteren (neuen) CA-Varianten gegeben. Die gemeinsame und gleichzeitige Auswertung und Darstellung von Kausal-zusammenhängen zwischen den Ausprägungen zweier Nominalvariablen macht die NSCA zu einem methodischen Fortschritt, der als Interpretationshilfe vielseitig für archäologische Fragestellungen einsetzbar ist. Alle Berechnungen des Vortrags erfolgten mit der statistischen Programmieroberfläche R, teils mit dem Paket CAvariants und teils als eigene R-Code-Umsetzung. Interessierte können den R-Code zur Analyse des Vortragsbeispiels vom Autor erhalten. |
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12:15 h | Abstimmung “Bestes Poster” und “Bester Vortrag” mit anschließender Verleihung des Preises | |
12:30 h | Verabschiedung | |
12:40 h | Pause | mit Verpflegungsmöglichkeit für Tutorialteilnehmer |
13:30-17 h | Tutorials (mit Kaffee-/Teepause) | Anmeldung erforderlich |
Poster
Außerdem sollen verschiedene Kameramodelle und Auslösemechanismen dargestellt und diskutiert werden (CHDK, Live-Videoübertragung). „Normale“ RGB-Aufnahmen werden solchen mit einer umgebauten NIR-Kamera (NIR = nahes Infrarot) gegenüber¬gestellt. Es werden Aufnahmen von Prospektionsflügen und zur Dokumentation archäologischer Ausgrabungen im Hinblick auf Anwendbarkeit und Aussagekraft gezeigt. Vorgestellt werden sollen sowohl Ausgrabungen im Kontext der Landesdenkmalpflege (Westsachsen) als auch die Anwendung im Vorfeld und zur Dokumentation von Forschungsgrabungen (Mittelsachsen, Kleinpolen). Die zeitliche Dimension der untersuchten Fundstellen umfasst folgende Epochen: Frühneolithikum (Linienbandkeramik), Jung- bis Spätneolithikum (Trichterbecherkultur), Späte Bronzezeit/Frühe Eisenzeit (Lausitzer Kultur), Strukturen des Ersten Weltkriegs.
Die Arbeiten wurden – neben der Hilfe und Unterstützung durch die sächsische Landesarchäologie – freundlicherweise im Rahmen des Projektes „Studien zum neolithischen und bronzezeitlichen Siedlungs- und Wirtschaftswesen im Vorfeld der polnischen Westkarpaten“ (Professor T. L. Kienlin/Köln und Professor P. W. Valde-Nowak/Kraków) gefördert.
In einem Großteil der Projekte dienen die Geräte lediglich zur Aufnahme von Luftbildern und Filmen, also zu reinen Visualisierungs- und Präsentationszwecken. Eine Integration der so gewonnenen Daten in den eigentlichen Dokumentationsprozess findet meist nicht statt.
In diesem Beitrag soll diskutiert werden, wie diese Systeme sinnvoll in den Workflow der Dokumentation integriert werden können und welchen Mehrwert sie gegenüber herkömmlichen Methoden besitzen. Dies soll am Beispiel eines Surveys im kurdischen Teil des Iraks aufgezeigt werden, der seit 2013 an der Universität Tübingen durch Peter Pfälzner durchgeführt wird.
Aufgrund der großen Anzahl von Fundstellen im Untersuchungsareal muss deren Erfassung schnell und effizient erfolgen. Zusätzlich erschwert werden die Arbeiten durch die teilweise große Entfernung zwischen einzelnen Sites, durch das häufig unwegsame Gelände und durch das vollständige Fehlen von bekannten Vermessungspunkten.
Nach einer Evaluation verschiedener Vermessungsmethoden haben wir uns dazu entschieden, ausschließlich luftgestützte Photogrammmetrie zur Vermessung der Siedlungshügel zu verwenden, um eine effiziente und präzise Erfassung zu gewährleisten.
Grundlage dieser Methoden sind Luftbilder sowie mittels GPS eingemessene Passpunkte. Die Aufnahme der Bilder erfolgt intervallgesteuert, so dass sich der Pilot lediglich um die Positionierung der Drohne zu kümmern hat. In einem zweiten Schritt müssen nun die Luftbilder prozessiert und mit den GPS-Koordinaten verbunden werden. Hierzu werden in den Bildern gemeinsame Strukturen wie Eckpunkte oder Linien durch die Software Agisoft Photoscan Pro erkannt und in einem dreidimensionalen Raum verortet. Die auf den Bildern zu identifizierenden Passpunkte müssen mit den GPS-Koordinaten georeferenziert werden, um das Modell mit absoluten Größeninformationen zu verbinden. Ohne diese Zusatzinformationen ist das Modell maßstabslos und kann kaum sinnvoll genutzt werden.
Um nun aus diesem Modell eine Karte zu erzeugen, ist ein Export in ein Digital Elevation Model (DEM) notwendig. Die Ausdehnung sowie die Lage des DEMs sind durch GPS-Daten definiert. Das DEM kann so nahezu in jedes Geoinformationssystem eingelesen und dort weiterverarbeitet werden. Zur Erstellung einer topographischen Karte dient nun eine farbliche Darstellung der Höhenwerte sowie die aus dem DEM abgeleiteten Konturlinien.
Als Nachteil der hier präsentierten Methode muss das Fehlen solcher Features gelten, die sich im 3D-Modell nicht erkennen lassen. So sind Straßen, Wege sowie unterschiedliche Landnutzungen im DEM nahezu unsichtbar. Photoscan erlaubt jedoch neben dem Export als DEM auch gleichzeitig die Erstellung eines Orthofotos, aus dem sich nun die im Geländemodell unsichtbaren Informationen digitalisieren lassen.
Die hier vorgestellte Methode hat sich bei der Dokumentation der Siedlungshügel überaus gut bewährt und muss als deutlich effizienter als die herkömmlichen Vermessungs-methoden gelten. Als großer Vorteil der Vorgehensweise kann die leichte Weiterverarbeitung der Daten im GIS angesehen werden.
Am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt werden derzeit ca. 80 großformatige Blockbergungen bearbeitet. Diese wurden in den letzten Jahren auf diversen Fundplätzen in Sachsen-Anhalt zur Befundsicherung entnommen. Die eingeschalten Erdbefunde sind zumeist urgeschichtliche Bestattungen, jedoch auch Brunnenteile oder andere Sonderbefunde. Sie bringen häufig ein bis zwei Tonnen, größere bis zu acht Tonnen Gewicht auf die Waage. Dieser große Bestand an Blockbergungen wurde durch das Saalehochwasser 2013 kontaminiert und zum Teil auch mechanisch beschädigt. Die Blöcke werden nun alle fachgerecht gesichert, womit unmittelbar eine archäologische Dokumentation verbunden ist.
In diesem Projekt kommt Structure from Motion (SfM) als wichtigste Dokumentationsmethode zum Einsatz. Im Zuge dieser Arbeiten konnte ein Standardarbeitsablauf definiert werden, der sich durch hohe Geschwindigkeit und ein zuverlässiges Dokumentationsergebnis auszeichnet.
Durch SfM wird das Graben nach stratigrafischen Schichten effektiver, da auch komplexe Strukturen mit kurzer Aufnahmezeit erfasst werden können. Die Stratigrafie kann dann umfassend durch virtuelle Schnitte ausgewertet werden. Erklärtes Ziel des Projektes ist es, nicht nur digital zu dokumentieren, sondern auch umfassend in 3D zu arbeiten. Hierfür nutzen wir in erster Linie die Open Source-3D-Animationssoftware Blender. Das Programm unterstützt nicht nur 3D-Animationen, sondern auch Kartierungen sowie die Verwaltung der textlichen Daten zu den 3D-Objekten. Es hat sich herausgestellt, dass Blender in unserem Anwendungsbereich ein fast vollwertiger Ersatz für andere Softwaresysteme wie CAD oder GIS ist. Die Zurückführung der Daten in 2D ist zwar ohne weiteres machbar, wird aber immer seltener genutzt, da die Arbeitsweise in 3D aussagekräftiger und zunehmend vertrauter ist. Das betrifft zum Beispiel die Auswertung mithilfe von Messwerkzeugen sowie Abfragen von Volumina. Nicht zuletzt ist somit auch gleichzeitig eine Grundlage für die Rekonstruktion des Befundes vorhanden.
Im Rahmen von interdisziplinären Feldforschungsprojekten werden große Datenmengen produziert, für die es zumeist nur unzureichende oder stark projektspezifische Dokumentationssysteme auf Grundlage von proprietärer Software gibt. Die Nachnutzung der Daten und die Übertragung der Dokumentationslösungen auf andere Projekte gestaltet sich zumeist schwierig. Daher ist es das Ziel des Projekts, ein Dokumentationssystem mit Open Source-Web-Technologien zu entwickeln, welches sich leicht an die Bedürfnisse individueller Konzepte, Methoden und Fragestellungen anpassen lässt, gleichzeitig aber die Interoperabilität der Daten untereinander wie auch mit anderen Infrastrukturen ermöglicht.
Mit Hilfe eines initialen Themengerüsts und projektübergreifend verwendeter Attribute, die die üblichen archäologischen Fragestellungen abdecken, lässt sich ein neues Projekt schnell generieren, und gleichzeitig wird die projektübergreifende Interoperabilität garantiert. Das flexible, generische Datenbankmodell ermöglicht es jedoch, das Projekt um beliebige neue Themen und Attribute zu erweitern, um so den Projektbedürfnissen gerecht zu werden. In direktem Kontext zu den Sachinformationen können auch räumliche Daten direkt in der Datenbank gespeichert und mit Hilfe eines 2D/3D-WebGIS-Clients angezeigt werden. Für die Nachnutzung und Integration von Forschungsdaten werden standardisierte Schnittstellen entwickelt, die den Import und Export von strukturierten und unstrukturierten Daten sowie die Interoperabilität mit bestehenden webbasierten Infrastrukturen ermöglichen. Dem Open Data-Gedanken folgend, wird es damit möglich sein, wissenschaftliche Daten online zu publizieren.
Der Begriff Space Syntax beinhaltet sowohl Theorien als auch Techniken, die zur Analyse von räumlichen Strukturen (wie Siedlungen, Häuser, Gräber etc.) beitragen sollen. Entwickelt wurde die Space Syntax Analysis in den 1970er Jahren von Julienne Hanson und Bill Hillier, um für Architekten ein Werkzeug der möglichen sozialen Auswirkungen der Raumaufteilungen auf die Menschen zu liefern.
“Spatial order is one of the most striking means by which we recognize the existence of the cultural differences between one social formation and another, that is, differences in the ways in which members of those societies live out and reproduce their social existence” (ebd. 27). Diese Unterschiede kann man nach Hillier/Hanson in agglomerierten (Skara Brae, Barnhouse, Rinyo etc.), in dispersen (Knap of Howar) Siedlungen wie auch in Grabanlagen erkennen. Ziel ist es, diese Anlagen auf ihre architektonischen Strukturen hin zu untersuchen, um somit Hodders These zu überprüfen.
Mit dem Begriff Ensemble Learning werden Ansätze bezeichnet, die es erlauben, die Resultate mehrerer verschiedener Methoden zu Gesamtergebnissen zu kombinieren. Im Allgemeinen besteht ihr Vorteil darin, durch diese Bündelung eine höhere Prognose¬kraft zu erreichen, als es jedem Algorithmus separat möglich ist – allerdings zumeist auf Kosten der Interpretierbarkeit (von Modellparametern). Da letztere bei Clusteranalysen jedoch keine besondere Rolle spielt und zudem der Vielzahl von Verfahren – und möglicherweise unterschiedlichen Ergebnissen – mit einer Ensemble-Herangehensweise Rechnung getragen werden kann, erscheint ein derartiger Ansatz für diese Problematik besonders attraktiv. Ergeben sich, unabhängig von der eingesetzten Technik, gleiche Cluster, so erhält der Anwender ein besonders starkes Resultat. Weichen einige Cluster deutlich voneinander ab, so ist auch dies ein Ergebnis – wenngleich eines, das für sich betrachtet nicht immer als besonders publikationswürdig eingestuft wird. Auch in diesem Fall könnte es jedoch zumindest gewisse Obergruppen geben, bei denen sich Einigkeit zwischen den verschiedenen Verfahren zeigen könnte. Aus pragmatischer Sicht ist zu ergänzen, dass Ensemble Learning-Ansätze auch schlichtweg Entscheidungen bei nicht vollständig kongruenten Resultaten ermöglichen.
Das Poster hofft daher, drei Punkte umsetzen zu können. Zunächst geht es darum, die grundsätzliche Problematik kurz und verständlich zu charakterisieren sowie an Beispielen zu demonstrieren. Anschließend sollen die Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, die Ensemble Learning-Ansätze erlauben. Und nicht zuletzt wäre es sehr interessant, zu erfahren, inwiefern die zugrunde liegende Problematik bekannt ist, welche Kenntnisse im entsprechenden Bereich vorhanden sind und wie die Einstellung zu einer Implementierung der vorgestellten Ansätze in der freien und verbreiteten Statistik-Software R ist. Aufgrund des Interesses an quantitativen Methoden würde das Publikum des AG CAA Workshops diesbezüglich die ideale Befragungsgruppe darstellen. Zur Veranschaulichung der Vielfalt möglicher Ergebnisse und deren Kombinierungsmöglichkeiten werden Bronzefibeln des latènezeitlichen Gräberfeldes Münsingen-Rain aus dem Kanton Bern herangezogen.